Weit gespannt war der geschichtliche Boden, den Inge Hartmann bei ihrem Bummel durch die Geschichte Bad Reichenhall’s anlässlich eines Vortrags im kürzlich eröffneten Seniorencafe Sonnenschein spannte.
Bereits vor rund 4 500 Jahren, in der Glockenbecherkultur, finden sich die ersten Spuren menschlichen Lebens im Talkessel und es waren vor allem die Kelten, die hier siedelten und sich das Land urbar machten.

Später waren es dann um die Zeitenwende und danach vor allem die Römer, die sich im Tal der Saalach niederließen und um die damalige Zeit bereits der Salzgewinnung widmeten. Und gerade diese Salzgewinnung wird von dieser Zeit an die Geschicke der Stadt maßgeblich prägen.
In einem ständigen Wechsel verschiedener Herrschergeschlechter, die von den Hallgrafen über die Salzburger Bischöfe bis hin zu den bayerischen Herzögen reichte, entwickelte sich Bad Reichenhall , das erstmals 1323 als „Reichenhalle“ erwähnt ist, zu einem wichtigen und oftmals auch umkämpften Zentrum der Salzerzeugung. Auch bis heute noch ist die Salzerzeugung ein wichtiger Faktor im Leben der Stadt, wie die Alte Saline, vor allem jedoch auch die neue Saline augenscheinlich bezeugen.
Schließlich kam im 18. und verstärkt im 19. Jahrhundert ein weiteres wirtschaftliches Standbein für die heutige Kurstadt hinzu, das Kurwesen, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine erste Blütezeit hatte. Eine Blütezeit, die mit einigen Unterbrechungen bis zum Ende des 20, Jahrhunderts anhielt und dann durch eine Gesundheitsreform schmerzliche Einbußen hinnehmen musste.
Beim Blick auf das heutige Bad Reichenhall konnte Inge Hartmann, die Seniorenbeauftragte der Gemeinde Bayerisch Gmain, eine Stadt skizzieren, die sich dem Tourismus zugewandt hat, ergänzt durch das veränderte und laufend verändernde Kur- und Gesundheitswesen, bereichert durch Kultur, Handel und Dienstleistungen und immer noch mit dem Standbein Salzgewinnung.
Eine Stadt aber auch, die sich rege fortentwickelt, die zu einem beliebten Altersruhesitz für viele Menschen aus Fern und Nah geworden ist und die in der Folge mit einem Altersdurchschnitt von 48,8 Jahren wohl zu den „ältesten“ Städten Deutschlands zählt.
Für viele der aufmerksam lauschenden Senioren war dieser Streifzug durch die Geschichte der Stadt wohl bekannt und trotzdem eine willkommene Auffrischung, für andere wiederum, gerade für Menschen, die erst spät in ihrem Leben zugezogen sind, ein fundiertes Kennenlernen ihrer Stadt, die sie für den Lebensabend als Ruhesitz gewählt haben.
Und in diesem Sinne versteht sich auch das Seniorencafe, in dem alle Menschen über 60 willkommen sind, um sich gegenseitig kennenzulernen, sich zu unterhalten, Geselligkeit zu pflegen, aber sich auch so manches an Kultur, an Wissen, an Erkenntnissen anzueignen.
Das Seniorencafe ist dann wieder geöffnet am Mittwoch, 06. Oktober von 14 bis 17 Uhr sowie jeweils am 1. und 3. Mittwoch im Monat und befindet sich in der Bahnhofstraße 21.

28.09.2021 G. Wolf

Bildhinweis: Neben vielen anderen Prädikaten, so Inge Hartmann, hat sich Bad Reichenhall auch die Bezeichnung „Stadt der Brunnen“ wohlverdient erworben. Das Bild zeigt den Brunnen in der Bahnhofstraße direkt vor dem Seniorencafe, der allerdings seit geraumer Zeit stillgelegt, trotzdem ein optisch ansprechender Blickfang ist.