250 Gramm Butter, 1 kg Brot, 2,5 kg Kartoffeln, 3 Flaschen Mineralwasser – so beginnt der lange Einkaufszettel, den kürzlich Walter S. aus Laufen dem ehrenamtlichen Helfer Karl-Ole Wendtner übergab. Letztlich entstand daraus ein Einkauf, der zwei große Taschen füllte, denn schließlich war Walter S. seit knapp einer Woche in Quarantäne an seine Wohnung gefesselt, konnte folglich selbst nicht einkaufen, hat auch keine Angehörigen und Kühlschrank und Vorratsbehälter waren leer.
Und so war die Not für ihn groß; um so größer war bei ihm dann allerdings die Erleichterung, dass er durch Vermittlung des Generationenbundes endlich einen Helfer gefunden hatte, der für ihn zum Einkaufen ging und ihn mit dem Nötigsten versorgte.
In der Zwischenzeit ist Karl-Ole Wendtner allerdings nicht nur für Walter S. unterwegs, sondern versorgt auch regelmäßig eine ältere Dame in der Nähe, die schon etwas gebrechlich ist und selbst keine Besorgungen mehr machen kann. Er schaut wöchentlich ein- oder zweimal bei ihr vorbei und ist froh, dass er ihr auf diese Weise behilflich sein kann.
Eigentlich, so ergibt ein Gespräch mit ihm, wollte er sich schon immer sozial und ehrenamtlich engagieren, nachdem er bereits beim Zivildienst ersten Kontakt zu Hilfseinsätzen hatte. Doch erst die Corona-Krise und die dazu ergangenen Hilfeaufrufe waren das auslösende Moment für sein Engagement. So hatte er sich bei der Stadt Laufen nach Organisationen erkundigt, bei denen er sich als ehrenamtlicher Helfer zur Verfügung stellen könne. Auf diese Weise kam der Kontakt zum Generationenbund zustande und auch die Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, waren schnell gefunden.
Dabei könnte er, nachdem er sich derzeit als Vertriebsmitarbeiter in Kurzarbeit befindet, gut und gerne noch den einen oder anderen Einkauf oder gerne auch notwendige Besorgungen übernehmen.
Allerdings, und das ist ihm wichtig, möchte er sich auch nach dem Ende seiner Kurzarbeit weiterhin ehrenamtlich als Helfer engagieren, da ihm die jetzige Situation gezeigt habe, dass doch viele Menschen auf oftmals kleine Hilfen mit großer positiver Wirkung angewiesen sind.
Behilflich wird ihm dabei seine junge Frau Bianca sein, mit der er als gebürtiger Österreicher seit fünf Jahren gemeinsam in Laufen wohnt, und die derzeit noch als Sozialarbeiterin voll beschäftigt ist, jedoch auf Sicht wieder etwas kürzer treten möchte und dann durchaus Zeit erübrigen kann, um sich ebenfalls um Menschen in der Nachbarschaft zu kümmern.
Das Beispiel der jungen Familie zeigt aber auch, dass es oftmals erst eines unmittelbaren Anstoßes bedarf, damit die Menschen über den alltäglichen Tellerrand hinausschauen und sehen, dass ihre Hilfe gebraucht wird, aber auch erleben, dass Helfen Freude bereiten kann.
Und wenn die Corona-Krise etwas Gutes hervorgebracht hat, dann eben vielleicht auch diese Einsicht bei den vielen Menschen, die sich seither als Helfer und Helferin zur Verfügung gestellt und so sichergestellt haben, dass Nachbarschaftshilfe nahezu überall zur Stelle war und dafür gesorgt hat, dass wohl niemand zurückbleiben musste.
14.05.2020 G. Wolf
Bildhinweis: Beim gemeinsamen Blick auf den Einkaufszettel sprechen sich Bianca und Karl-Ole Wendtner ab und teilen sich die Besorgungswege ein. Eine ganz andere Erfahrung mit der Corona-Krise führt ihnen der tägliche Blick auf die Länderbrücke nach Oberndorf vor Augen: dort herrscht seit Wochen beidseitige Abgrenzung zu ihrem Heimatland Österreich mit all‘ ihren negativen Folgen.