Helferin Christina Weschler

In trauter Zweisamkeit sitzen die 88jährige Elisabeth Jande und die 14jährige Realschülerin Christina Weschler im gemütlichen Wohnzimmer der Seniorin in Freilassing. Ihr Blick vertieft in ein Fotoalbum mit Bildern aus den Nachkriegsjahren. Elisabeth Jande erzählt mit einem Leuchten in den Augen aus früherer Zeit, Christina lauscht aufmerksam und stellt zwischendurch interessiert verschiedene Fragen.

DGeschäftsstellenleiterin Marie-Luise Thierauf mit Helferin Stella aus Nigeria und Helga Jande aus Freilassinas Blättern im Familienalbum ist meist der gemütliche Abschluss eines Helferdienstes, den Christian Weschler bei Elisabeth Jande jeden Freitag leistet. Christina arbeitet mit im Generationenbund Berchtesgadener Land.
 
Nomen est Omen“ – das hat sich hier bewahrheitet. Beide Generationen profitieren von diesem Dienst:
Elisabeth Jande hat jemanden der ihr die Wohnung reinigt und so nebenbei für kurzweilige Unterhaltung sorgt, Christiana Weschler sammelt erste Erfahrungen in Sachen Haushaltsführung und erhält zusätzlich noch eine „Lebensschule“ durch die Erzählungen der Seniorin. Dieser spezielle Einsatz ist nur ein Beispiel von vielen Diensten, die im Generationenbund Berchtesgadener Land geleistet werden. 
 
Der Generationenbund für den mittleren und nördlichen Landkreis Berchtesgadener Land wurde Ende vor rund zwei Jahren in Freilassing gegründet. Das Motto dieses gemeinnützigen Vereins lautet „Miteinander und Füreinander“.
Der Verein versteht sich als Selbsthilfeeinrichtung der Bürgerinnen und Bürger.
Typische Leistungen sind: Garten- Hofarbeiten, Grabpflege, die Versorgung von Haustieren, handwerkliche Kleinhilfen um Haus und Hof, Winterdienst, Hilfestellung bei technischen Problemen, Unterstützung der Selbsthilfe bei Aufgaben des täglichen Lebens, Wohnungsreinigung und Hausarbeiten jegliche Art, Hilfestellung bei vorübergehenden Erkrankungen zu Hause oder nach einem Krankenhausaufenthalt, das Erledigen von Besorgungen, die Begleitung bei Einkäufen, Behördengänge und Fahrdienste sowie die Begleitung zu Besuchen wie Frisör oder Krankengymnastik.
Dazu wurde ein Netzwerkmanagement mit Marie-Luise Thierauf als Geschäftsstellenleiterin eingerichtet werden. Für die Koordination der Hilfsdienste im Reichenhaller Raum ist Ursula Hillebrand zuständig.  
Im Laufe des gut zweijährigen Bestehens des gemeinnützigen Vereins sind bereits 552 Personen Mitglied geworden. Von rund 50 Helfern werden pro Monat etwa 450 Arbeitsstunden geleistet.
„Einige Helfer sind sogar bei mehreren Personen im Einsatz“ erzählt Marie-Luise Thierauf und ergänzt: „Die Menschen die bei uns um Unterstützung anfragen sind keineswegs Personen, die vernachlässigt sind. Vielmehr geht es darum, in schwierigen Situationen unterstützende Hilfe zu bieten. Das kann von der Zubereitung des Frühstücks über Botendienste bis hin zu Reinigungsarbeiten sein“.
Ein Beispiel für dafür, wie Hilfe funktionieren und was sich daraus entwickeln kann, ist der Hilfsdienst den Christina Weschler leistet. Sie wurde auf den Generationenbund durch einen Prospekt aufmerksam, der zu Hause auf dem Küchentisch lag. „Eigentlich hatte meine Mama gedacht, dass das etwas für unsere Oma wäre“, erzählt Christina. Sie fand die Idee der Hilfeleistung grundsätzlich interessant und so wurde ein Treffen mit Marie-Luise Thierauf arrangiert, um Näheres zu erfahren. Inzwischen geht Christina jeden Freitagnachmittag zu Frau Jande. „Staubsaugen und Wohnung putzen, dass sind meine hauptsächlichen Arbeiten“ erzählt die 14jährige, die in der Gemeinde Ainring wohnt. Die 88jährige Seniorin und der Teenager haben sich auf Anhieb gut verstanden. Und so hat sich inzwischen ein sehr persönliches Miteinander entwickelt. Denn nach getaner Arbeit ist immer noch Zeit für ein Gespräch oder im Familienalbum zu blättern. „Nach dem Schulabschluss möchte ich einen Beruf im medizinischen Bereich ergreifen, am liebsten Physiotherapeutin“ hat Christina ihr späteres Berufsziel bereits im Blick.
Mit den Dienstleistungen im Generationenbund kann sie dazu auf jeden Fall hilfreiche erste Erfahrungen sammeln. Für Helga Jande, die Tochter von Elisabeth Jande ist es ein beruhigendes Gefühl ihre Mutter versorgt zu wissen, wenn sie sich selbst nicht kümmern kann. Helga Jande arbeitet ebenfalls als Helferin im Generationenbund mit und hat auch die 44jährige aus Nigeria stammende Stella mit ins Boot geholt. Die drei stehen stellvertretend für einen großen Helferkreis, der einen wertvollen Dienst leistet. Ganz im Hinblick auf die Ausrichtung des Vereins entsprechend dem demographischen Wandel den zukünftigen Herausforderungen zur Versorgung und Betreuung überwiegend der älteren Generation durch gegenseitige Hilfeleistungen gerecht zu werden.
Für diese wertvolle Arbeit ist der gemeinnützige Verein immer noch auf der Suche nach Helfern, auch Fördermitglieder sind willkommen. Informationen gibt es auf der homepage www.generationenbund-bgl.de oder telefonisch im Sozialbüro in Aufham unter 08656/9894500
 
Generationenbund im Kurzüberblick
Der Wirkungskreis des Generationenbundes bezieht sich auf die 10 Landkreisgemeinden Schneitzlreuth, Bad Reichenhall, Bayerisch Gmain, Piding, Ainring, Freilassing, Saaldorf-Surheim, Laufen, Teisendorf und Anger. Mitglied werden können Personen, die in diesem Wirkungskreis wohnen und bereit ist, die gemeinnützigen Ziele des Vereins zu unterstützen. Minderjährige brauchen die Zustimmung des Erziehungsberechtigten. Der Mitgliedbeitrag beträgt pro Jahr und Person 10 Euro. Hilfeleistung können jene Personen in Anspruch nehmen, die aufgrund ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf fremde Hilfe angewiesen sind, hierzu zählt auch die Unterstützung hilfe- und pflegeleistender Angehöriger. Für die in Anspruch genommenen Hilfsstunden sind pro Stunde acht Euro zu bezahlen, für Reinigungsarbeiten 12 Euro. Die Helfer erhalten für ihre Leistungen ein Entgelt und zusätzlich eine Fahrtkostenerstattung bei Fahrdiensten. Die Abrechnung erfolgt ausschließlich über den Generationenbund. Die Mitglieder sind über eine Unfall- und Haftpflichtversicherung für die zu erbringenden Hilfstätigkeiten versichert. Zusätzlich besteht für die Nutzung des privaten Pkw eine Kaskoversicherung
 
Zu den Fotos:
Die 14jährige Christina Weschler leistet einmal wöchentlich Hilfsdienste bei Elisabeth Jande aus Freilassing. Es hat sich mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt und da gehört Blättern im Familienalbum mit dazu
 
Geschäftsstellenleiterin Marie-Luise Thierauf (rechts) freut sich über einen vielfältig strukturierten Helferkreis. Dazu zählen stellvertretend die 44jährige Stella aus Nigeria und Helga Jande aus Freilassing.
 
Fotos: Horn